Corinna Kohröde-Warnken, Autorin und Dozentin für Pflege

Scheut kein Wortgefecht.

Bricht eine Lanze für unsere Pflegekräfte.

„Klatschen ist toll, aber davon bezahlt man keine Rechnung.“

‚Ich ärgere mich gerade maßlos!‘ Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus, als hätten sie den ganzen Tag sehnsüchtig auf Freilassung gewartet. ‚Was da gerade passiert und was da noch kommt, davor gruselt’s mir, aber echt.‘ Corinna Kohröde-Warnken ist mehrfache Buchautorin – und gelernte Intensiv-Krankenpflegerin sowie Hochschuldozentin für Pflege. Was ihr schwer gegen den Strich geht, sind die Engpässe in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Dass es teilweise an Ausrüstung fehlt, um das Personal zu schützen. Schon jetzt. Geht gar nicht, sagt sie, und lädt zu einem Gedankenspiel ein, das im Zweifelsfall keiner gewinnt: ‚Wenn die Feuerwehrleute krank sind, wer löscht dann noch das Feuer?‘ Ihre klare Message an alle Pflegekräfte, denn die sind tendenziell altruistisch veranlagt: ‚Sorgt bitte auch für euch selbst!‘


Dennis Bartz, Redaktionsleiter Rundschau

Schreibt Print nicht ab.

Trägt sein Herz auf der Zeitung.

„Wir berichten nicht nur über die Region, wir sind ein Teil davon. Und zwar gerne.“

Mitten ins Getümmel oder hinein ins muckelige Wohnzimmer des Interviewpartners. Als Redakteur liebt Dennis Bartz es, sich direkt am Ort des Geschehens ein Bild von der Geschichte zu machen, die er später zu Papier bringt – denn ‚davon lebt der Text‘. Dagegen kommen Mail-Kontakt und kurz angebundene Telefon-Gespräche nicht an. ‚Dabei siehst du den Menschen nicht. Du bekommst die Hälfte nicht mit.‘ Sein Beruf hat zur Folge, dass er Rotenburg und die Rotenburger gut kennt, und sie ihn. Das ist sehr schön und das verbindet, sagt er. Aber, nicht zu vergessen: Bis zur Anzeigenzeitung im Briefkasten braucht es auch viele andere Menschen, und zwar viele aus der Region. Redakteure und Anzeigenberater, freie Mitarbeiter, rund 500 fleißige Austräger und die Angestellten der Druckerei. Alle arbeiten eng zusammen, sind Teil des großen Ganzen.


Irena Rait, Leiterin Ronolulu

Vermisst ihre Gäste.

Möchte die Becken schnell wieder mit Leben füllen.

„Trotz allem heißt es jetzt: schaffen, statt Däumchen drehen.“

Stille Wasser sind tief. Ein Schwimmbecken auch – ganz ohne Wasser darin, leer, ausgepumpt, kann man plötzlich tief blicken. ‚Wir säubern und sanieren gerade fleißig. Wir versuchen, das Beste aus der Zeit zu machen und sie effektiv zu nutzen‘, erklärt Bad-Leiterin Irena Rait. Erst Schockstarre, dann Tatendrang. Auch wenn sie bedauert, dass der Osterhasen-Besuch dieses Jahr ins Wasser fällt, soll für die Wiedereröffnung nach Corona alles blitzblank sein, für die Gäste.


Sascha Jansen, Vorsitz Bewohnervertretung Rotenburger Werke

Mag die neue Offenheit.

Genießt Musik gern, bewusst und auf Vinyl.

„Ich sage einfach immer: Menschen mit besonderen Fähigkeiten.“

Menschen mit Behinderung? Mit Einschränkung? Sascha Jansen formuliert es viel treffender, als die üblichen Vokabeln es zulassen. Denn an Fähigkeiten mangelt es ihm schon mal gar nicht: Der gelernte Alltagshelfer engagiert sich, wo er nur kann und wo ihn etwas Neues interessiert. Mal malt er oder macht einen Ausflug mit der Kamera, mal unterstützt er den örtlichen CDU-Verband oder Diakonin Kathrin Frost beim Gottesdienst, mal moderiert er seine eigene Radioshow ‚Alles außer Mainstream‘ beim Hamburger Sender Radio Tide. Sein aktueller Musiktipp: die Sängerin Anggun.


Christina Cornelsen, Influencerin und Hairstylistin

#realstory

Verfolgt Corona aus zwei Blickwinkeln.

„Mundpropaganda. Damit steht und fällt alles. Und nichts anderes mache ich online.“

Corona ist in aller Munde, in den sozialen Medien erst recht. Der #realtalk verlagert sich durch Kontaktverbot und Ausgangssperren vom echten Leben ins virtuelle. Oder, war das nicht schon vorher so? Sich beruflich, als Selbstständiger oder als Unternehmen, online per Social Media zu positionieren, sich dort aktiv zu zeigen: das ist die beste Werbung heutzutage, ist sich Christina Cornelsen sicher. Und sie muss es wohl wissen – immerhin erreicht sie über Instagram täglich dreimal so viele Menschen, wie Rotenburg Einwohner hat.


Sophia Heeg, Schülerin Ratsgymnasium

Reicht die Pause.

Denkt nicht nur freitags an unsere Zukunft.

„Gerade sehen wir, was passiert, wenn sich alle betroffen fühlen. Wenn alle Angst haben.“

Corona hat uns erreicht. Alle. Es ist kein abstraktes Problem der anderen, irgendwo auf der Welt, sondern unsers, hier an jedem Ort. Es ist sichtbar. Würden wir so auch beim Thema Klimawandel hinsehen, wäre das die halbe Miete, schätzt Sophia Heeg, Fridays-for-Future-Unterstützerin. Super und genau richtig, wie die Politik jetzt alles für unsere Gesundheit tut, findet sie. Wie schnell Entscheidungen gefällt werden. Das wünscht sie sich – im gesunden Maße – auch für die, die noch ausstehen. Denn dass etwas für unsere Erde getan werden muss, ist keine Frage mehr.


Michael Krüger, Redaktionsleiter Rotenburger Kreiszeitung

Punktet mit Buchstaben.

Bewahrt Abstand, um realitätsnah zu berichten.

„Bei uns liest du, welche Eisdiele auf hat, wo der Grünschnitt hinsoll und welcher Spielplatz offen ist.“

Nichts mit Kaninchenzüchter und Jahreshauptversammlung. Schluss mit vorschnellen Klischees. Besonders in Krisenzeiten wird deutlich, dass Lokalzeitung sehr viel mehr kann, als ihr manches Mal vorgeworfen wird. Während im Netz Fake News und Halbwissen zum eigentlichen Virus werden, und überregionale Berichterstattung Konsumenten mit der selbstbezogenen Einordnung allein dastehen lässt, kümmern sich Michael Krüger und seine Redakteurskollegen um eins: eine glaubwürdige, vertrauensvolle Informationsquelle für die Menschen vor Ort – zu Themen, die lokal interessieren.


Johannes Stephens, Referent ev.-luth. Diakonissen-Mutterhaus

Hinterfragt Grenzen.

Denkt lokal und global an Menschen.

„Nicht zu vergessen: Es gibt Orte, an denen stellt sich nicht die Frage, ob das Klopapier reicht.“

Per Videochat nach Ostafrika. Bei wem so etwas zum Arbeitsalltag gehört, der geht – unumgänglich– in Gedanken auf Reisen. Während in Rotenburg das Spender-Treffen mit rund 250 geladenen Gästen in den Herbst verlegt werden muss, haben Corona-Folgen in Äthiopien, im Zuhause der Patenkinder, nochmal eine ganz andere Dimension. Johannes Stephens bekommt das mit, live. Über adäquate Hygienemaßnahmen müssen wir da nicht sprechen, sagt er trocken. Natürlich sind sie nicht gegeben. Es gibt ja nicht mal genug Wasser.


Heiko Kehrstephan, Geschäftsführer Wachtelhof

Sorgt sich.

Vermisst die Menschen, schätzt die Menschlichkeit.

„Das Hotel ist für mich die schöne Hülle. Das Leben bringen die Mitarbeiter und Gäste.“

Loungemusik läuft. Sie wirkt etwas verloren, denn es ist kaum jemand da, den sie entspannen kann. Blickt Heiko Kehrstephan auf die leeren Flure, die einsame Bar im Eingangsfoyer, das verlassene Restaurant seines Fünf-Sterne-Hotels, wird ihm ganz anders. Zum Heulen, sagt er. Tränen sind schon geflossen, bei ihm und bei den anderen. So erzählt er von der emotionalsten Betriebsversammlung, die er je erlebt hat. ‚Zusammen stehen wir das durch, ganz klar, keiner soll gehen.‘ Seine Mitarbeiter sind die, mit denen der Hotelchef nach der Krise genauso weitermachen möchte wie bisher.


Cornelia Mansfeld, Inhaberin C. J. Müller’s Buchhandlung

Buy-Local-Frau der ersten Stunde.

Findet Halt in Sachbüchern, die Geschichte (be)schreiben.

„Unser Geschäft ist seit 1875 ein Stück Rotenburg. Und ich will, dass es bleibt.“

Die Worte der städtischen Buchhändlerin klingen bestimmt. Als habe sie bereits entschieden, worum andere noch bangen. Woher diese Entschlossenheit kommt? Wahrscheinlich von dem Gefühl, das sich einstellt, wenn man das macht, was man richtig und wichtig findet. Cornelia Mansfeld lebt und liebt ihren Laden, die Bücher, die Geschichten darin. Sie kennt ihr Warum und dafür kämpft sie jetzt.